Flexibles Arbeiten haben wir zwar nicht erst durch die Pandemie gelernt, doch beschrieb es noch nie so richtig unser Modell. Die Pandemie hat uns gelehrt, wie wir die Arten der Zusammenarbeit und ihre Vor- und Nachteile besser nutzen.
Auf die Frage, was wir unter flexiblem Arbeiten verstehen, haben wir im Team eine sehr ähnliche Antwort gefunden. Für uns ist flexibles Arbeiten erst dann flexibel, wenn wir selbst darüber entscheiden können, wann und wo wir arbeiten, solange niemand aus dem Team dadurch benachteiligt wird. Aber was bedeutet „flexibles Arbeiten“ tatsächlich? Kann man flexibles Arbeiten klar definieren? Warum nutzen wir flexibles Arbeiten? Und wie hat sich unser Arbeiten durch die Pandemie verändert?
Was verstehen wir unter flexiblem Arbeiten?
Eine einhellige, klare Definition für flexibles Arbeiten gibt es nicht wirklich. Es gibt mehrere Varianten und diverse Begriffe, trotzdem interpretieren es alle selbst. Darum habe ich mit Christian darüber gesprochen, wie wir für uns flexibles Arbeiten definieren und was wir darunter verstehen.
Für uns ist die Definition des flexiblen Arbeitens, keine starre Definition zu haben. Es ist mehr ein sich stetig wandelndes Projekt. Der Wandel kommt aber nicht durch sich ändernde Vorgaben, sondern eher durch Entscheidungen, die innerhalb des Teams autark getroffen werden. „Flexibles Arbeiten“ ist bei uns eher ein „eigenverantwortliches Arbeiten“.
Durch die eigenverantwortlichen Entscheidungen hat sich über Jahre ein System entwickelt, das nicht erzwungen werden musste, sondern evolutionär entstanden ist. Wenn sich alle im Büro getroffen haben, um die nächsten Ziele herauszuarbeiten, dann lag es daran, dass im physischen Meeting die direkte Kommunikation für besser empfunden wurde als die indirekte Kommunikation via E-Mail oder Teamsnachrichten.
Genauso gut ist es aber okay, wenn sich jemand dazu entschieden hat, zu Hause zu bleiben, um konzertiert für sich selbst zu arbeiten, dann unterstützt das Team die Entscheidung.
Wichtig für unsere Entscheidungen ist, dass wir unsere Ziele im Auge behalten. Denn das Einzige, woran wir unsere Arbeit messen können, ist das Ergebnis unserer Arbeit. Solange das stimmt, haben wir sinnvolle Entscheidungen getroffen. Ob etwas richtig oder falsch war, kann man erst wirklich auf Basis der Ergebnisse beurteilen.
Zusammenfassend können wir also sagen, dass wir eigenverantwortliche Entscheidungen treffen müssen, die zielorientiert sind.
Warum arbeiten wir so?
Um das „Warum“ zu klären, muss man sich erst einmal unsere Arbeit genau anschauen. Wir haben selten ein Ziel, bei dem der Lösungsweg klar ist. Unsere Herausforderung ist vielmehr, für ein gewünschtes Ziel oder Ergebnis einen Lösungsweg zu finden. Nicht vorhandene Lösungen erfordern Kreativität und Kreativität passiert weder geplant noch entsteht Kreativität unter Druck.
Um für die geforderte Kreativität die besten Voraussetzungen zu schaffen, haben wir unser eigenverantwortliches Arbeiten entwickelt. Denn jeder weiß für sich persönlich am besten, wann er seine kreative Phase hat. Nicht jeder funktioniert gleich, der eine funktioniert morgens besser, der andere abends und jemand anderes läuft spätabends zu Hochtouren auf. Wichtig ist nur, dass jeder von uns seine Zeit findet und diese auch für die kreative Phase nutzen kann.
Denn wenn wir jemand dazu drängen, zu einer für ihn oder sie eher unkreativen oder auch „schlechte“ Zeit zu arbeiten, dann entwickelt sich arbeiten schnell zu Zeit absitzen und das wiederum wirkt sich negativ auf das Ergebnis aus.
Bei der Entscheidung steht neben dem Ergebnis ebenfalls das Team im Vordergrund. Wenn sich einer von uns jetzt dazu entscheidet, abends zu arbeiten, bringt das natürlich nichts, wenn es mittags etwas mit dem Team zu klären gibt. Dementsprechend sollte man sich immer so verhalten, dass keiner im direkten Team aufgrund des eigenen Rhythmus benachteiligt wird.
Was hat sich durch die Pandemie verändert?
Auch vor der Pandemie haben wir eigenverantwortlich gearbeitet und selbst über Zeit und Ort entschieden. Dementsprechend hat sich nicht viel verändert.
Dennoch hat die Pandemie Spuren hinterlassen. Wir haben unser Büro in Nagold aufgelöst, da es die meiste Zeit leer stand und wir uns seit Anfang der Pandemie eigentlich nur noch über Teams sehen. Der Zustand des Dauerhomeoffice hat sich bei uns fest etabliert. Ich kann zumindest für mich sprechen, dass durch die lange Zeit meine soziale Kompetenz etwas gelitten haben.
Andere aus dem Team hingegen haben sich mit dem Dauerhomeoffice angefreundet. Die freie Wahl des Arbeitsplatzes, die Büroeinrichtung und die Arbeitsplatznähe sorgen für konzentrierteres Arbeiten und einen flexiblen Alltag. Soziale Kompetenzen werden mit Reisen und Freunden auf Trab gehalten.
Dazu muss man sagen, dass wir als Team gelernt haben, mit der aktuellen Situation umzugehen. Mit digitalen Kaffeepausen oder digitalen Weihnachts- und Sommerfeiern haben wir es bis jetzt gut durch die Pandemie geschafft.
Was würden wir nach der Pandemie ändern?
Der Zustand des Dauerhomeoffice ist Segen und Fluch zugleich. Bei manchen leiden die sozialen Kompetenzen, dem anderen fehlt das gute Mittagessen. Was auf jeden Fall allen gleichermaßen fehlt, ist der „tapio - Spirit“.
Schon jetzt sind sich die meisten einig, dass wir miteinander so etwas wie einen Office-Tag brauchen, bei dem alle Kollegen vor Ort anwesend sind. Das würde neben der direkten Kommunikation auch zur Reanimation des organischen und echten “tapio - Spirits“ führen.
Seit der Öffnung in 2022 genießen wir es daher auch, uns physischen zu sehen und haben uns vorgenommen, dass wir uns mindestens alle zwei Wochen zum „Review“ physischen treffen. Denn es hat sich gezeigt, dass der persönliche Austausch wichtig ist und wir bessere Diskussionen im Review, der Retro und im Planning haben, wenn wir es live an einem Ort machen.
Was wollen wir beibehalten?
Wir haben während der Pandemie durchweg gute Erfahrungen mit unserer Art des Arbeitens gemacht. Unser Team hat sich zu einem eigenverantwortlichen, selbstorganisierenden und konstanten „Organismus“ entwickelt.
Das macht uns flexibel für kommende Ereignisse, seien sie positiver oder negativer Natur.