Christian Neumann

27.03.2019
2 min Lesezeit

Silos führen in eine Sackgasse

Technische Plattformen sind nur Mittel zum Zweck, der Kundenfokus und das Businessnetzwerk sind entscheidend

Digitalisierung wird zurzeit häufig mit Technologie gleichgesetzt oder missverstanden. Dabei ist die Technologie nur ein Mittel und ein Treiber für Veränderung. Neue Technologien machen es nicht überflüssig, dass man sich überlegen muss, was eigentlich für den Anwendungsfall Sinn macht, den man im Blick hat.

Bei tapio haben wir uns das auch gefragt, und zwar konkret für die Holzbranche. In unseren Augen macht es nur Sinn, sich auf eine Branche zu fokussieren. Denn jede Branche hat ihre eigenen Spielarten, eine eigene Logik und eine ganze bestimmte Struktur. Das muss alles berücksichtig werden, wenn man wirklich kundenrelevante Lösungen anbieten möchte.

Wenn man sich die Realität in der Holzbranche ansieht, stellt man schnell fest, dass alle Produzenten, sei es der kleine Schreiner oder der industrielfertigende Möbelproduzent, eine sehr bunte physische Realität hat. Fast niemand hat ausschließlich Maschinen, Werkzeuge und Materialen nur von einem Lieferanten. Eigentlich ist es der Standardfall, dass es mindestens zwei Maschinenlieferanten, zwei Werkzeuglieferanten und diverse Materiallieferanten gibt. In der physischen Realität arbeiten all diese physischen Objekte Hand in Hand.

Wenn man sich jetzt aber die digitale Welt ansieht, dann wird es komisch. In vielen Branchen entstehen IoT Plattformen von Herstellern. Diese sind aber im Großteil der Fälle als Silos konzipiert. Denn es wird nach dem Motto „Meine Maschine, Meine Cloud, Meine App“ verfahren. Dieser Ansatz ist die logische Konsequenz, wenn man klassische Managementmethoden auf die digitale Welt anwendet und Daten wie physische Güter behandelt (mehr dazu im Blog).



Die Konsequenz ist, dass man als Kunde zwar in einer sehr bunten physischen Realität arbeitet, aber dann X verschiedene digitale Silos verwenden muss. Denn Maschine A ist in IoT Plattform A und B in B usw.. Synergien sehen anders aus und wirklich effizient ist dies auch nicht.

Als Hersteller kann man mit so einem Ansatz zwar ein paar Lösungen dem Kunden liefern, etwas Effizienz geht immer. Nur wirklich neue Ideen mit nennenswerten Mehrwerten sind damit schwer machbar. Selbst für fortgeschrittene Optimierungen benötigt man mehr Informationen als nur die aus einem Objekt.

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Was wäre bloß möglich, wenn die Maschinen, die Werkzeuge und die Materialien sich auch digital kennen würden?



Diese Frage war für uns der Auslöser zu sagen, eine Silo IoT Plattform hat keinen langfristigen Mehrwert für unsere Kunden. Es muss eine Art Ökosystem geben, in dem die diversen Lieferanten, Hersteller und Unternehmen der Branche sich digital vernetzen können.

Nur wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, der von allen genutzt werden kann, kann es möglich werden, dass Synergien entstehen. Auch macht es keinen Sinn, wenn jeder die Basistechnologie wieder und wieder erfindet. Was uns fehlt, ist quasi eine digitale Infrastruktur für eine Branche, in der grundlegende Funktionen einmal entwickelt sind und die es ermöglichen, dass alle Teilnehmer unter klaren Regeln miteinander interagieren können. Nur wenn die Daten wirklich fließen, können neue Sachen entstehen. Viele die wir uns heute gar nicht vorstellen können. So haben auch alle Spieler in der Branche die Chance hier ihre digitale Zukunft selbst zu gestalten, denn sie können sich auf ihren Know-How Bereich fokussieren und müssen nicht noch zum Experten für Technologieplattformen werden.

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Was verstehen wir unter einem Ökosystem?

Ein Ökosystem besteht aus einer lösungsorientierten Zusammenarbeit (z.B. das tapio MachineBoard) sowie einer gemeinsamen Technologieplattform. So entstehen intelligente Anwendungen für Kunden jeder Größe. Die digitale Welt des Kunden wird genauso bunt wie seine physische Realität. Eine IoT Plattform, liefert i. d. R. rein technische Komponenten, ein Ökosystem mit vielen Partnern liefert lösungsorientierte Anwendungen. „Nur der Motor eines Autos reicht nicht für ein großartiges Fahrerlebnis aus, es braucht z. B. noch ein gutes Fahrwerk oder einen praktischen Innenraum.“

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